Fredrik Färg und Emma Marga Blanche vereinen industrielle Produktion und exklusives Handwerk miteinander. Die Arbeiten des schwedisch­französischen Design­duos haben oft eine passgenaue und zugleich verspielte Note. Sie zeigen, dass die Experimente, insbesondere mit Textil, auch in grossen Stückzahlen umgesetzt werden können.

Emma Marga Blanche und Fredrik Färg - Foto © Architonic / Anita Hackethal

Material Tendencies: Färg & Blanche | Aktuelles

Emma Marga Blanche und Fredrik Färg - Foto © Architonic / Anita Hackethal

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Architonic hat Färg & Blanche in Mailand getroffen und mit ihnen über ihre Materialexperimente gesprochen.

Wenn ihr die nächsten drei Jahre nur mit einem Material arbeiten könntet, welches wäre es?

„Textil, weil dort gerade sehr viel Innovation stattfindet. Man kann von ebenen Flächen zu Volumen übergehen – man schneidet, formt und konstruiert. Es kann für viele verschiedene Dinge verwendet werden. Je öfter wir mit Textil arbeiten, desto mehr finden wir uns in dieses Material hinein. Es ist in jeder Hinsicht faszinierend. Man kann heute sogar selbsttragende Konstruktionen entwerfen.“

Emma Sessel für Gärsnäs, 2013

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Emma Sessel für Gärsnäs, 2013

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Ihr habt viele Textil­projekte gemacht, bei denen unterschiedliche Techniken zum Einsatz kamen und Textilien in ungewöhnlichen Zusammenhängen verwendet wurden. Könnt ihr ein Projekt nennen, das euch in Erinnerung geblieben ist und über eure Erfahrungen berichten?

„Ich denke, das wäre der Emma Loungesessel für Gärsnäs. Es handelt sich um einen handgenähten, massgeschneiderten Armlehnstuhl, der die Sprache des Handwerks spricht und auf einen Fehdehandschuh anspielt. Unsere Idee war es, genau durch die Rückenlehne einzustechen. Dort ist kein Holz oder Metallrahmen, sondern nur eine Textilkomposition. Das Material der Rückenlehne ist in Schichten gestapelt und dann in einer Bewegung mit einer Nähmaschine zusammengenäht. Der Sessel kann effektiv produziert werden, aber es bedarf hohes handwerkliches Geschick, um diesen Stuhl herzustellen.“

F-A-B Kollektion, 2013 - Foto: Alexander Lagergren

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F-A-B Kollektion, 2013 - Foto: Alexander Lagergren

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Der F-A-B Stuhl kann wahlweise mit einer schlichten, geraden Rückenlehne oder einer ausladenden, gepolsterten Rückenlehne ausgestattet werden. Das Sortiment der Bekleidung besteht aus verschiedenen Stoffen und gesteppten Mustern, die alle im Studio in Stockholm handgefertigt wurden.

F-A-B Stuhlreihe, 2013 - Foto: Alexander Lagergren

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F-A-B Stuhlreihe, 2013 - Foto: Alexander Lagergren

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Frankie Stuhl für Johanson Design, 2015

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Frankie Stuhl für Johanson Design, 2015

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An der Rückseite des Frankie Stuhl klemmen Hosenträger, die dem Möbelstück eine fast menschliche Identität geben. Johanson Design produziert den Stuhl in 192 RAL Farben und fast 500 verschiedenen Stoffen. Der Metallrahmen kann in Kontrastfarben lackiert werden.

Emily Sessel für Gärsnäs, 2014 - Photo: Lennart Durehed

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Emily Sessel für Gärsnäs, 2014 - Photo: Lennart Durehed

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Welche Rolle spielt Material für euch im Designprozess?

„Unsere Ideen fangen nicht immer mit dem Material an, aber irgendwie ist unser Designprozess materialgeleitet und normalerweise spielen die Produktionsmethoden eine zentrale Rolle in unseren Projekten. Wir verwenden gerne die Methoden der Serienproduktion für verschiedene Materialien, ohne dass die Spuren von Handarbeit verloren gehen. Da Fredrik gelernter Tischler ist, neigt er dazu, viel über die Materialien und den Konstruktionskontext nachzudenken, wohingegen ich, Emma, mehr über den konzeptionellen Kontext nachdenke, warum wir etwas machen.“

Elsa Hocker for Gärsnäs, 2015 - Foto: Alexander Lagergren

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Elsa Hocker for Gärsnäs, 2015 - Foto: Alexander Lagergren

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Gibt es ein Material, das ihr bisher noch nicht verwendet habt, aber erkunden möchtet?

„Wir sind immer neugierig auf neue Materialien. Wir haben nicht so viel Erfahrung mit Keramik und würden gern mehr in diesem Feld entwickeln. Auch Glas wäre ein wundervolles Material zum arbeiten, was wir bis jetzt nicht getan haben. Bezogen auf die Textilien haben wir eine grosse Entwicklung im 3­D Stricken beobachtet – alles von Schuhen und Bekleidung zu Möbeln. Was unsere zukünftigen Projekte betrifft, haben wir mit natürlichen Textilfasern experimentiert, wie Leinen und Hanf. Wir denken, dass Textil oder Fasermaterial in einer Reihe von Anwendungen zum Einsatz kommt. Man sieht, dass dies bereits in der Autoindustrie geschieht.“

Rock Schaukelstuhl für Design House Stockholm, 2012

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Rock Schaukelstuhl für Design House Stockholm, 2012

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Der Rock Chair ist im Flatpack erhältlich. Die fünf Einzelkomponenten lassen sich einfach ineinanderfügen.

Rock Schaukelstuhl für Design House Stockholm, 2012

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Rock Schaukelstuhl für Design House Stockholm, 2012

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Succession Cabinet

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Succession Cabinet

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Die Succession Hocker und Regale werden mithilfe eines Seils in Leder und Textil gehüllt und vermitteln Wärme.

Succession (Limitierte Auflage), 2011

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Succession (Limitierte Auflage), 2011

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Fly F-A-B chair special Clément Ader

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Fly F-A-B chair special Clément Ader

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Der Fly F-A-B Stuhl ist eine Interpretation des fledermausartigen Flugzeugs Avion III, das vom französischen Ingenieur und Forscher Clément Ader entworfen wurde. Der Stuhl wurde eigens für die Ausstellung Design [R]evolution im Musée des Arts et Métiers in Paris gefertigt.

Bespoke Stuhl (Wood Tailoring Kollektion), 2014

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Bespoke Stuhl (Wood Tailoring Kollektion), 2014

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Färg & Blanche haben die Nähtechnik in die Möbelproduktion eingeführt.
Verschiedene Teile werden miteinander verbunden, indem direkt auf das Sperrholz gestickt wird, um eine massgeschneiderte Rückenlehne zu formen. Die Rückenlehne der Wood Tailoring Kollektion erinnern visuell an eine topografische Karte, die das organische Wachstum von Holzmustern imitiert.

Mehrschicht Sessel (Wood Tailoring Kollektion), 2014

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Mehrschicht Sessel (Wood Tailoring Kollektion), 2014

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Im Rahmen eurer Wood Tailoring Kollektion habt ihr direkt auf mehrschichtiges Sperrholz gestickt und damit die Grenzen der Nähtechnik ausgereizt. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?

„Wir haben vor etwa zehn Jahren begonnen, mit dieser extremen Nähtechniken zu experimentieren. Wir haben mehrere Nähmaschinen runiert, weil wir kontinuierlich mit dickeren und härteren Materialien arbeiteten und Textilkompositionen, wie für den Emma oder FAF Chair, kreierten. Schliesslich investierten wir in industrielle Nähmaschinen, um mehr Möglichkeiten zu haben. Ebenso begannen wir vor vielen Jahren in Holzfurnier zu nähen. Aber in dickes Schichtholz zu sticken war eine neue Herausforderung. Nach einer Experimentierphase von einem Jahr waren wir schliesslich dazu in der Lage, die Technik zu kontrollieren und präsentierten 2014 die erste Kollektion auf der Stockholm Furniture Fair. Keiner hielt es für möglich, dass massgeschneidertes Holz in der Massenproduktion eingesetzt werden könnte, aber jetzt arbeiten wir mit Herstellern, um neue Produkte mit dieser Technik zu entwickeln.“

Nailed Succession (Limitierte Auflage), 2013

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Nailed Succession (Limitierte Auflage), 2013

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Kilt Stuhl - Textil Svensson Markspelle, 2012

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Kilt Stuhl - Textil Svensson Markspelle, 2012

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RE-Cover, 2011

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RE-Cover, 2011

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Färg & Blanche gibt alten Stühlen ein neues Erscheinungsbild, indem sie die Rückenlehne entfernen und sie mit einer neuen Textilbekleidung aus formbarem Polyester ersetzen.

Coat Sessel für Materia, 2008

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Coat Sessel für Materia, 2008

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Lesen Sie auch die kommenden Berichte zum Thema „Material Tendencies“ – mit spannenden Überlegungen bekannter Designer zum Thema Materialien. Wir freuen uns diese als Fortsetzung unserer Architonic Trend Analysis Serie mit Ihnen in den nächsten Wochen zu teilen.

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