Architonic stellt Ihnen eine Auswahl an Neuigkeiten der diesjährigen Designmesse in Paris vor.

Das Wort Neuigkeit, mit dem ausser dem 'Neu-Sein' auch das Aussergewöhnliche, Faszinierende und Innovative assoziiert wird, umreisst ziemlich genau die Eigenschaften der von Architonic auf der selektierten Produkte, die auf der 'Maison & Objet’ in Paris vorgestellt wurden. Verglichen mit letztem Jahr war die Atmosphäre am Parc des Expositions sehr heiter und Architonic traf auf ausgelassene Stimmung.

Maison & Objet hat sich in den letzten Jahren einen Namen gemacht, denn die Messe zieht zunehmend die grossen Namen der Branche an, die Ihre Marken mit beeindruckenden Messeständen repräsentieren – und damit auch eine design-affine und anspruchsvolle Besucherschar.

Nach der imm cologne folgten wir der heissen Spur in die Stadt der Liebe um den neuesten Design-Trends dicht auf den Fersen zu bleiben…im Folgenden die Highlights.

'T.U' Tisch von Philippe Nigro für Ligne Roset_

Philippe Nigro ist ein weiteres französisches Design-Talent, der von Ligne Roset entdeckt wurde. Sein T.U.-Tisch, der 'Table Universelle', wurde im Rahmen einer von Philippe Starck gesponserten Jungdesigner Ausstellung auf der Maison & Objet präsentiert. Das Tischgestell in zeitloser Jean Prouve Ästhetik wurde entwickelt um eine beliebige Tischplatte zu verwenden. Daraus ergeben sich unzählige Möglichkeiten, den Tisch individuell zu gestalten oder andere Oberflächen, wie zum Beispiel ein Türblatt, wiederzuverwenden. Der Prototyp von T.U. wurde von via gesponsert, dem Förderprogramm für junges französisches Design mit Sitz in Paris.

'Expo Chair' von KiBiSi (Kilo Design/Big/Skibsted Ideation) für Hay_

Hay präsnetierte einen Stuhl, der wie schon einige berühmte Vorgänger exklusiv für einen Ausstellungsraum entworfen wurde (man denke an Mies van der Rohes Barcelona Stuhl für den deutschen Pavillon 1929, oder Ernest Races Antelope Stuhl für das Festival of Britain 1959, oder in jüngerer Vergangenheit Designduo BarberOsgerbys 'De La Warr Pavilion Chair' für Erich Mendelsohns und Serge Chermayeffs modernistisches Baukunstwerk). Der 'Expo Chair' von KiBiSi wurde für den Dänischen Pavillion der Weltsausstellung 2010 in Shanghai entworfen. Der Formholzstuhl wird mit einer Spezialbeschichtung versehen, deren Farbpalette noch nicht ganz feststeht.

Drop Sessel und Chaisselongue von Leonardo Perugi für Cerruti Baleri_

Der 'colomboeske' Drop-Sessel, vom Architekten Leonardi Perugi entworfen wurde, hat eine reduzierte, streng geometrische Form. Der Sessel läst sich in eine Chaisselongue verwandeln, indem man die Sitzfläche aufklappt. Dabei hat die Tropfenform der Kopfstütze hat eine genauso funktionale wie ästhetische Funktion: In zugeklapptem Zustand arretieren sich die Polster ineinander, ohne dass zusätzliche Befestigungen nötig wären. Im Interview mit Architonic an der Maison et Objet erklärt Perugi, dass Drop wie ein Anzug gedacht ist: Zu den verschiedensten Anlässen verwendbar, ist das Möbelstück ein Gebrauchsgegenstand für jeden Tag. Statt einem Kunstobjekt soll Drop im Sinne des Gestalters transformiert, angepasst und in den Alltag eingebunden werden.

'Josiah' Pendelleuchte von Terence Woodgate für SCP_

Für die neue Generation von Kompaktleuchtstoff-Lampen wurde Terence Woodgates zierliche 'Josiah' Pendelleuchten entworfen. Ihre minimale Formgebung und der hauchdünne Porzellanschirm, hergestellt von einer Traditionsmanufaktur in Stoke-on-Trent, verleihen der 'Josiah'-Serie ein filigranes Aussehen. Die weiss glänzende Oberfläche des Porzellans bekommt eine warme, leuchtende Transparenz, wenn die Leuchte angeschaltet wird.

'Ottoman' von Noé Duchaufour Lawrance für Ligne Roset_

Noé Duchaufour Lawrance 'Roseau' Keramikvase wird seit 2009 von Ligne Roset produziert, nun konnte er ein zweites Produkt bei einem der führenden französischen Hersteller platzieren: Das 'Ottoman' Sofa und der dazugehörige Fusshocker suggerieren durch die Form und die gesteppte Polsterung einen marokkanischen Einfluss, der durch eine moderne Farbgebung kontrastiert wird. Roset attestiert dem Produkt einen 'Komfort- und Wohlfühl-Charakter'.

'Notime', 'Nightime' und 'Finetime' Uhren von Farrow Design for SCP_

Der erste Abstecher der Grafik-Agentur Farrow ins Produktdesign brachte eine Uhrenserie hervor, deren Gestaltung - wie nicht schwer zu erraten ist - einen sehr graphischen Ansatz besitzt. Naheliegend ist auch, dass Farrow eine Produktgruppe wählte, bei der es in erster Linie auf visuelle Kommunikation ankommt. Das Uhren-Trio unterscheidet sich durch seine Lesbarkeit: Wie der Name vermuten lässt, fordert Notime den Benutzer am meisten heraus.

Granny Pendellleuchte Pudelskern Design for Casamania_

Instinktiv spürt man den Widerspruch beim Betrachten der neuen Pendelleuchte von Casamania, entworfen von Pudelskern Design: Eine Glühbirne im Strickpulli schreit förmlich nach einem Hausbrand - Schafswolle ist jedoch feuerbeständig. Die besondere Ästhetik entsteht durch den ungewöhnlichen Mix von Industriedesign mit Kunsthandwerk. Die Wolle stammt von Tiroler Schafen, gestrickt wird der Lampenschirm in Holland.

'PMR' Chaisselongue von Paulo Mendes da Rocha für Objekto_

Obwohl die Chaisselongue nicht unter die Top-Ten der heutigen Gebrauchsmöbel fällt, kommt diese Möbelstück nie aus der Mode. Die Faszination der Chaisselongue könnte in ihrem skulpturalen Charakter begründet sein, der die Körpersilhouette widerspiegelt, oder in ihrer Funktion begründet sein, dem luxuriösen Nichtstun zu dienen. Charlotte Perriand und Lily Reich entwickelten als Mitarbeiterinnen der berühmtesten Architekten der Moderne die beiden Klassiker der Chaisselongues, die unter Le Corbusiers LC4 und Mies van der Rohes Tagesliege zu Ruhm gelangten. Die Verwandtschaft von 'PMR' mit diesen Designikonen ergibt sich bei der Betrachtung der Liege im Profil: Das elegante Stück aus dünnem Stahlblech ist eine graphische Abfolge von Linie und Punkt.

'Cuna' Badewanne von Carlo Colombo für antoniolupi_

Die hohe Rückenlehne der Cuna Badewanne macht Lust auf ein entspanntes Wohlfühlbad. Carlo Colombo gestaltete das streng geometrische Badmöbel für den italienischen Hersteller antonioluipi. Gefertigt wird die Wanne aus Cristalplant, einem extrem dauerhaften Material, und ist in mehreren Farbtönen erhältlich – die interessanteste Variante ist die zweifarbige Ausführung.

'Wood Lamp' von TAF Architects für muuto_

Der Werkstatt-Charakter der 'Wood Lamp' von TAF Architekten besitzt den Charme des Provisorischen – durch das rohe Material und die rudimentäre Form wirkt die Leuchte wie ein Prototyp. Die kompromisslos Low-Tech-Lampe von Gabriella Gustafson und Mattias Ståhlbom, die im Rahmen einer Installation der Stockholm Furniture Fair 2009 präsentiert wurde, ist heute marktreif und wird von muuto produziert.

'Quartier' collection of ottomans by Claesson Koivisto Rune for Tacchini_

Die Idee für die neue Fusshocker-Kollektion des interdisziplinären Grafik-und Architekturbüro Claesson Koivisto Rune basiert - man könnte es ahnen - auf einem Raster. Die blockartigen Objekte sind mit kreuz und quer verlaufenden Nähten versehen, die den konstruktiven Charakter des Möbels verstärken. Dank der warmen Farben wir jedoch eine allzu technoide Optik vermieden.

'Kippford'-Serie von Wandhaken von Jon Harrison für Thorsten van Elten_

Thorsten van Elten, bekannt für die von ihm vertriebenen 'Pigeon Lights' und den 'Antler' Kleiderhaken, hat eine Wandhaken-Serie von Jon Harrison in seine Kollektion aufgenommen, welche eine ästhetisch Referenz zu Bootsbeschlägen aufweisen. Nebeneinander betrachtet wirken die Wandhaken im Ensemble originellerweise wie Winksignale. Der polierte Messinglook weckt Erinnerungen an gute alte Zeiten.

'Hypertrophy Chair' von NOCC_

Möglicherweise vom Darwin-Jahr inspiriert, überträgt die neue 'Radiation' Collection des Pariser Designateliers NOCC das Phänomen der Genmutation auf formale Auswüchse ihrer Gestaltung: Die überlange, 'mutierte' Armlehne des 'Hypertrophy Chair' stellt die archetypische Funktion des Stuhls als Sitzmöbel in Frage. Durch die Mutation ergeben sich neue Verwendungszwecke des Stuhls als Kleiderstange, Zeitungsablage, usw.

'Themes and Variations' von Barnaba Fornasetti für Bitossi Ceramiche

Der italienische Hersteller hat die Zusammenarbeit mit Barnaba Fornassetti im Rahmen der 'Themes and Variations' Kollektion, die seit 2004 produziert wird, erweitert. Die nostalgischen Grafiken der rätselhaften und teilweise melancholischen Frauen-Portraits wurde zu einem Markenzeichen, das auf Leuchten, Vasen, Tische und Buchstützen appliziert wurde. Faszinierend ist das Spiel zwischen zwei und drei Dimensionen aufgrund der hohen Plastizität der Zeichnungen.

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