Am vergangenen Samstag, dem 29.11.2008 verstarb Jørn Utzon, einer der grössten Architekten des letzten Jahrhunderts.

Am vergangenen Samstag, dem 29.11.2008 verstarb einer der grössten Architekten des letzten Jahrhunderts: Jørn Utzon.
Als er 38-jährig den Wettbewerb für das Opernhaus in Sydney im Jahr 1957 gewann, war Jørn Utzon international noch ein relativ unbeschriebenes Blatt. Doch schliesslich sollten es die berühmten "Muschelschalen" sein, die den Dänen zu weltweitem Ansehen verhalfen, die ihn aber auch an die Grenzen des Möglichen stossen liessen.

Jørn Utzon (1918-2008), Fotos mit freundlicher Genehmigung des Sydney Opera House Trust

"Ich habe eine Skulptur geschaffen" | Aktuelles

Jørn Utzon (1918-2008), Fotos mit freundlicher Genehmigung des Sydney Opera House Trust

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Jørn Utzon wurde 1918 in Kopenhagen als Sohn eines Jachtbauers geboren und studierte an der Royal Danish Academy of Fine Arts Architektur. Nach seinem Studium arbeitete er u.a. für Alvar Aalto, Frank Lloyd Wright und Gunnar Asplund, der ihn nach eigenen Aussagen stark beeinflusste. 1950 startete er sein eigenes Architekturbüro und beschäftigte sich vor allem mit Wohnungsbau. Bereits sieben Jahre später wurde er mit dem Bau des Opernhauses in Sydney beauftragt und entwarf den Australiern eine Ikone, die bald zum architektonischen Wahrzeichen des Kontinents wurde.

Das Opernhaus von Sydney

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Das Opernhaus von Sydney

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"Ich habe eine Skulptur geschaffen... du wirst sie niemals satt haben – wenn du um sie herum gehst oder sie gegen den Himmel betrachtest....es wird sich immer wieder etwas verändern...mit der Sonne, dem Licht und den Wolken wird sie lebendig." (Jørn Utzon, 2002)

Mit seinem skulpturalen Entwurf, dem gekrümmten Betondach, das aus 14 Kugelsektionen besteht, und der komplexen Statik war Utzon jedoch nicht nur stilistisch, sondern auch technisch seiner Zeit voraus. Das gewagte Opernhaus wurde ihm schliesslich zum Verhängnis.
Sechzehn anstatt der veranschlagten sieben Jahre dauerte der Bau, 57 statt der geplanten 3,5 Mio. Dollar kostete er. Nachdem von ihm Einsparungen verlangt wurden, die eine Umsetzung wesentlicher Elemente seines Gesamtkonzepts unmöglich gemacht hätten, zog sich der gebeutelte Utzon nicht nur von dem Projekt zurück, sondern schwor, keinen Fuss mehr auf australischen Boden zu setzen. Später, als er die Ehrendoktorwürde im Jahr 2003 von der Universität Sydney verliehen bekam, waren es allerdings eher Alter und Krankheit, die ihn von einer Besichtigung seines eigenen Meisterwerks abhielten – sein Sohn Jan nahm die Ehre für ihn in Empfang.

Jørn Utzons Leuchtenentwürfe, produziert von Lightyears

"Ich habe eine Skulptur geschaffen" | Aktuelles

Jørn Utzons Leuchtenentwürfe, produziert von Lightyears

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Weitere wichtige Arbeiten Jørn Utzons sind das Schauspielhaus in Zürich von 1966, die Bagsværd-Kirche in Kopenhagen von 1976 und das im Golfkrieg beschädigte Parlamentsgebäude in Kuwait von 1972. 2003 erhielt er den Pritzker Preis für sein Lebenswerk.

In den letzten Jahren unterstütze er seinen Sohn Jan Utzon bei der Modernisierung des Opernhauses in Sydney. Bei der Eröffnung im Jahre 2006 wurde Jørn Utzon, der seit seiner Abreise 1966 nie wieder in Australien gewesen war und sein Meisterwerk nie in vollendeter Form besichtigt hatte, durch seinen Sohn entschuldigt: "Er ist zur alt für den langen Flug nach Australien. Aber er lebt und atmet das Opernhaus und als sein Schöpfer schliesst er die Augen und sieht es."

Jørn Utzon starb im Alter von 90 Jahren in einem Pflegeheim nördlich von Kopenhagen im Kreise seiner Familie.