Ernst Sagebiels architektonisches Meisterwerk, der Flughafen Tempelhof, war der Schauplatz für das diesjährige DMY Festival in Berlin. Architonic war dort – denn unsere Destination war wie immer: Design.

DMY Festival: Ausserhalb der Hangars, auf dem Rollfeld des Flughafen Tempelhof in Berlin

DMY 2010: Architonic berichtet vom Design Festival in Berlin | Aktuelles

DMY Festival: Ausserhalb der Hangars, auf dem Rollfeld des Flughafen Tempelhof in Berlin

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Erst wenige Wochen vor der Eröffnung stand fest, dass das diesjährige DMY Festival in Berlin im geschichtsträchtigen, stillgelegten Flughafen Tempelhof stattfinden wird. Der kurzfristige Locationwechsel von dem düsteren Kraftwerk tresor m. in die lichtdurchfluteten Hangars des imposanten früheren Zantralflughafens kamen der Ausstellung angesichts der sommerlichen Temperaturen zugute. Auch die Entscheidung, die Youngsters und Allstars an einem zentralen Ort zu präsentieren, stellte sich als großer Gewinn für alle Beteiligten heraus.

DMY Maker Lab: Ein Sammelsurium an Versuchsaufbauten und Prozessmethoden

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DMY Maker Lab: Ein Sammelsurium an Versuchsaufbauten und Prozessmethoden

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400 Designer, unter ihnen internationale Designinstitutionen und 17 Hochschulen präsentierten ihre neuesten Arbeiten und Projekte. Erstmalig in diesem Jahr wurde ein erheblicher Teil der Ausstellungsfläche dem Maker Lab gewidmet. Hier wurden den Besuchern anhand beispielhafter Aufgabenstellungen und Versuchsaufbauten wertvolle Einblicke in moderne Herstellungstechniken und Verfahren geboten. Auch wenn das Raumkonzept dieser Experimentierinsel etwas willkürlich und zusammengeschustert daher kam, schaffte das mitunter lautstarke Treiben eine inspirierende Werkstatt-Atmosphäre. Dieses Konzept des 'Open Design', also der für den Besucher offen zugänglichen Produktentwicklung, scheint den Veranstaltern des DMY ein besonderes Anliegen zu sein. Entsprechend fanden die Besucher statt den üblichen aufgeräumten Ausstellungsboxen selbst bei den Allstars, der Ausstellung für etablierte Designstudios, ein Sammelsurium an Prototypen, prozesshaften Arbeiten und Form- und Materialstudien vor.

'NETwork' von Studio Aisslinger bei den DMY Allstars

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'NETwork' von Studio Aisslinger bei den DMY Allstars

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Das Berliner Studio Aisslinger präsentierte eine Reihe von textilen Sitzmöbeln die aus einer gelungenen Verknüpfung von traditioneller Fertigung und High Technology entstanden. Den älteren Semestern unter uns oder jenen, die von Großmutter noch gelernt haben, woher die schönsten Stickarbeiten kommen, ist "Plauener Spitze" ein Begriff. In Zusammenarbeit mit einem Plauener Handwerksbetrieb und mithilfe computerunterstützter Technik entwickelten Werner Aisslinger und sein Team ein Verfahren, mit dem gestickte, flächige Gewebe zu präzisen dreidimensionalen Volumen verformt werden können. In Kunstharz getränkt bildet das Netzwerk eine feste, wenn auch noch nicht tragfähige Struktur, die an die Gitteransicht der bekannten 3D-Programme erinnert.

'NETwork' von Studio Aisslinger in Zusammenarbeit mit einer Plauener Stickerei

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'NETwork' von Studio Aisslinger in Zusammenarbeit mit einer Plauener Stickerei

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'NETwork' von Studio Aisslinger

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'NETwork' von Studio Aisslinger

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Oskar Zieta zeigte auf 200 qm, was in seiner mit der ETH Zürich entwickelten FiDU-Technologie alles steckt. Zum ersten Mal stellte der polnische Architekt die ganze Bandbreite von Objekten, Prototypen und Modellen aus, die während jahrelanger Forschungs- und Entwicklungsarbeit entstanden waren.

Oskar Zieta und ETH Zürich Ausstellung bei den DMY Allstars

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Oskar Zieta und ETH Zürich Ausstellung bei den DMY Allstars

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FiDU Probestücke

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FiDU Probestücke

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Die ETH Zürich und Oskar Zieta präsentierten auf 200qm Produkte und Prototypen aus FiDU Technologie

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Die ETH Zürich und Oskar Zieta präsentierten auf 200qm Produkte und Prototypen aus FiDU Technologie

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Dem österreichisch-kroatischen Designstudio For Use / Numen kam der weiträumige Veranstaltungsort weniger zugute, sollte sich ihre „Tape“ Installation doch eigentlich in die bestehende Architektur einfügen. In Tempelhof hingegen mussten die 45 Kilometer Klebeband um ein eigens aufgebautes Baugerüst gewickelt werden. Nichtsdestotrotz wurde der wabernde Folienkokon zum Highlight für alle Kinder und spielwütigen Besucher und schließlich sogar, neben dem niederländischen Designduo Daphna Isaacs & Laurens Manders und dem Schweizer Forschungsinstitut EPFL + ECAL Lab mit dem DMY Award ausgezeichnet.

Tape Installation von For Use/Numen

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Tape Installation von For Use/Numen

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Bleibenden Eindruck hinterliess die poetische Installation 'for those who see' des UDK (Universität der Künste Berlin) Studenten Daniel Schulze. Sie besteht aus sieben mal sieben Betonblöcken, die in Abhängigkeit von den Umgebungsgeräuschen Wasserdampf in unregelmässigen Schüben ausstossen.

45 Kilometer Klebeband

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45 Kilometer Klebeband

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Als Vertreter der "handfesten" Produktdesigner präsentierte Christof Schmidt, Absolvent der Kunsthochschule Kassel mit seinem Diplomprojekt 'DaR' eine vollkommen neuartige Form der Holzverbindung. Dabei werden die benötigten Holzstücke nach Mass gebrochen und in eine Silikonform eingelegt. Durch die Expansion des eingefüllten PU-Schaums fliesst der Kunststoff bis in die kleinste Faser der Bruchstelle und bildet nach fünfminütiger Aushärtung den stabilen Anschluss.

'DaR' – eine neue Art der Holzverbindung von Christof Schmidt

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'DaR' – eine neue Art der Holzverbindung von Christof Schmidt

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Insgesamt war es ein Freude zu beobachten, wie sich das Berliner Festival mit seinen inspirierenden und interdisziplinären Inhalten in den letzten Jahren eine ganze besondere Stellung unter den einschlägigen internationalen Designveranstaltungen erarbeitet hat. Bleibt zu hoffen, dass das erwünschte Trade Publikum diese Qualität für sich entdeckt und in den kommenden Jahren etwas zahlreicher erscheinen wird.

Christoph Schmidt bei den DMY Youngsters

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Christoph Schmidt bei den DMY Youngsters

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