Wenige Kilometer nördlich von Stockholm, der Hauptstadt Schwedens, in einem pitoresken Haus inmitten der ehemaligen Jagdgründe des schwedischen Königs. schwedische Designer Fredrik Mattson

Wenige Kilometer nördlich von Stockholm, in einem pitoresquen Haus inmitten der ehemaligen Jagdgründe des Königs – hier hat Fredrik Mattson sein Studio. Der 34-jährige Möbeldesigner hat sich vor allem in den letzten Jahren mit seinen verspielten und farbenfrohen Entwürfen einen Namen in der skandinavischen Designszene gemacht.
„Einen kleinen Farbkleks hier und da können wir uns doch erlauben, oder nicht?“ – Fredrik Mattson spricht mir aus der Seele.
Ich traf Fredrik Mattson während der Stockholmer Möbelmesse.

Fredrik Mattson

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Architonic: Wie gefällt dir die Messe?
Fredrik Mattson: Ehrlich gesagt weiss ich es nicht so genau. Es gibt so wahnsinnig viel Neues. Unglaublich wie viele Neuheiten jährlich präsentiert werden.

Das hört sich nach Kritik an.
Ich will gar nicht negativ sein. Doch manchmal glaube ich, dass es nur noch Neuheiten gibt, der Neuheiten wegen. Um in den Medien zu bleiben, müssen die Hersteller bei jeder Show, sei es Stockholm, Mailand, Köln oder Tokyo, ständig etwas Neues präsentieren. Selbst grosse Firmen können in diesem Tempo nicht ausschliesslich gute Möbel produzieren. Das ist auch der Grund warum hier soviel Mist rum steht.

Hast du als Designer denn Einfluss auf diese Entwicklung?
Nicht wirklich. Dieser Zustand hat mit einem ganzen Zeitgeist zu tun. Wir leben einfach in einer schnelllebigeren Zeit. Und auch ich muss mich diesem Trend unterwerfen. Aber denken wir mal 40 Jahre zurück – versteh mich nicht falsch, ich möchte nicht nostalgisch klingen – aber damals haben sich Designer einfach drei bis vier Jahre Zeit genommen, um ein Möbelstück zu entwickeln. Und diese Möbelstücke sind auch nach heutigen Gesichtspunkten von hoher Qualität. Heutzutage stehen die Hersteller unter einem solchen Druck, dass häufig nicht die Zeit bleibt, Dinge zu reflektieren.

Überträgt sich dieser Druck auf deine Arbeit?
Oh ja, und das kann kein Designer leugnen.

Fellows für Blå Station

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Du bist gelernter Tischler. Hast du einen besonderen Zugang zu Design aufgrund Deiner Ausbildung?
Ich denke ja. Als Tischler lege ich sehr viel Wert auf Verarbeitung – z.B. auf Verbindungen von Materialien. Die Haltbarkeit meiner Arbeit – das ist etwas, was ich als Tischler gelernt habe.
Deshalb fällt für mich die Kurzlebigkeit des heutigen Designs ins Gewicht. Aber ich bin mir sicher, dass es bald einen Gegenbewegung geben wird. Haltbarkeit, im qualitativen wie ästhetischen Sinn, wird wieder in den Vordergrund rücken.

Trotzdem sind deine Arbeiten ja nicht zeitlos im Sinn von schlicht.
Nein. Die Produkte, die uns umgeben, haben einen enormen Einfluss auf unsere Stimmung. Und ich bin einfach gern glücklich. Das versuche ich mit meinem Design zu transportieren. Die Leuchten für Zero beispielsweise. Leuchten sind kleine Objekte bei denen wir uns ruhig mal erlauben sollten, sie etwas farbenfroher und spielerischer zu gestalten. Ich bin diese Interieurs in allen erdenklichen Graustufen ein bisschen satt.

Bei meiner Leuchte RGB habe ich dem Kabel, diesem elementaren Teil einer Leuchte, das die Verbindung zwischen Strom- und Lichtquelle stellt, etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt.
Wie bei einer Perlenkette sind die farbigen Kugeln auf das Kabel gefädelt – die Leuchten sollten ein bisschen die Grazie eines Schmuckstücks erhalten.

RGB für Zero

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Bei Deiner Lounge chair Serie für Blå Station hast du mit einer ähnlichen Farbpalette gearbeitet.
Bei Fellows spielt das Bezugsmaterial eine entscheidene Rolle. Die einzelnen Elemente von Sitzmöbeln entsprechen meistens unseren eigenen Körperteilen. Da gibt es die Rückenlehne, an die wir uns wie an einen den Rücken unseres Sitznachbarn lehnen. Die Armlehnen erscheinen wie die Arme eines Freundes, nach dem wir greifen und die uns stützen. Sitzmöbel bekommen dadurch manchmal so etwas wie einen eigenen Charakter. Genau das wollte ich bei Fellows unterstreichen.
Da gibt es beispielsweise den sehr ernsten Herren, im Nadelstreifelanzug und mit schwarzen Lederschuhen. Oder die extravagante Coco Chanel im Etuikleid mit Goldknöpfen. Wenn die Stühle um einen Tisch herumstehen scheint es tatsächlich, als hielten sie bei einem Kaffee gemütlich Konversation.

Ein wunderschönes Bild. Der Tivoli Chair, der in Zusammenarbeit mit dem dänischen Unternehmen PP Møbler entstand, geht in eine technischere Richtung.
Ja. PP sind wirklich die besten, wenn es um industrielle Holzverarbeitung geht. Das meine ich ernst.
Wir haben uns vorgenommen, ein Experiment zu starten und aus dem Material Holz, das möglichste rauszuholen. PP hat die Möglichkeit, mit einer sehr komplizierten Technik, Holz während des Verarbeitungsvorgangs enorme Flexibilität zu verleihen. Das Holz wird dabei in eine Maschine eingespannt, die es um 40%, in Richtung der Faser komprimiert. Danach ist es biegsam wie Spaghetti. Der Tivoli zeigt diese Technik im Extrem.

Wie lang ist die aufgewickelte Spirale?
Sie besteht aus drei Teilen und ist insgesamt ca. acht Meter lang.

Der Tivoli chair ist jetzt noch ein Prototyp, wird er weiterentwickelt?
Ja, wir arbeiten daran. Die Zusammenarbeit mit PP wird noch andauern. Wir haben noch viele gemeinsame Projekte vor.

Fredrik, Vielen Dank für das Interview.

Tivoli chair für PP Møbler

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Babel für Blå Station

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