In der Summe liegt die Kraft: Zwei bereits existierende Fachmessen sind unter dem Label The May Design Series vereint und wiederbelebt worden. Der neue Event im internationalen Design-Kalender ist eine beeindruckende Schau für Highend-Produkte aus den Bereichen Bad, Küche, Beleuchtung und Möbel. Architonic berichtet von der ersten Ausgabe des Anlasses.

Ab Rogers erstellte das Ausstellungsdesign der May Design Series. Besucher erwartete eine optisch unverwechselbare Raumlandschaft, in der man sich leicht orientieren konnte

London calling: May Design Series 2013 | Aktuelles

Ab Rogers erstellte das Ausstellungsdesign der May Design Series. Besucher erwartete eine optisch unverwechselbare Raumlandschaft, in der man sich leicht orientieren konnte

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Die britische Hauptstadt ist um einen Event reicher – die May Design Series. Genau gesagt handelt es sich um zwei bereits etablierte Veranstaltungen aus Londons Design-Agenda, die zusammengeführt und um einige Extras erweitert worden sind. Die internationale Eventagentur UBM organisierte die Schau im ExCel Ausstellungszentrum, die hochstehendes Design aus folgenden Bereichen präsentierte: Küche, Schlafzimmer und Bad (kbb LDN); Beleuchtungslösungen für Architektur, Shops und Firmen (The ARC Show); innovatives Design für den Objektbereich und den Retail (DX) sowie Inneneinrichtungsprodukte aus dem Highend-Bereich (INTERIORS LDN). Architekten, Interior Designer und Bauherren, die sich zum Ende von Europas dichter Handelsmesse-Saison mit Produktneuheiten eindecken wollten, wurde unter einem Dach und aus einer Hand ein breites Angebot vorgestellt. „Die Arbeitsbelastung steigt und die Budgets geraten unter Druck. Vor diesem Hintergrund wollten wir dem Fachpublikum den Job möglichst leicht machen, indem wir eine Messe konzipiert haben, die alles am gleichen Ort zusammenbringt“, erklärt Andy Vaughan, Brand Director bei UBM.

Die Conversation Series gehörte zu den Formaten, die den Messebesuchern inhaltlichen Mehrwert boten – unter anderem durch einen Vortrag des redseligen Karim Rashid

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Die Conversation Series gehörte zu den Formaten, die den Messebesuchern inhaltlichen Mehrwert boten – unter anderem durch einen Vortrag des redseligen Karim Rashid

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Die Veranstaltung bot einen Überblick über das, was dieses Jahr an den internationalen Fachmessen in Paris, Stockholm, Köln und Mailand vorgestellt wurde. Die neuesten Produkte wurden in einer anregenden Umgebung präsentiert, die aufgrund ihrer Gestaltung die Besucher zum Verweilen, Zuhören und Netzwerken einlud. Ab Rogers erstellte im Auftrag der Organisatoren das gestalterische Konzept der Ausstellung. Auf Basis der Vorstellung von der Messe als einer Stadt, schuf Rogers eine dynamische Umgebung. Damit die vier Ausstellungsbezirke und die Aktivitätszonen gegenseitig leicht auseinandergehalten werden konnten, setzte er auf eine ausdrucksstarke Farbpalette aus Violett, Orange, Gelb und Grau. „Wir haben Stadtplaner beigezogen, die uns bei der Ausarbeitung des Planes geholfen haben. Die Ausstellung ist mit grosszügigen Bereichen für verschiedene Aktivitäten durchsetzt worden – Bars, Aufenthaltszonen und Vortragspodien“, sagt Rogers. „Die Bars wurden von Studenten des Londoner Royal College of Art (wo Rogers den Studiengang für Interior Design leitet) entworfen – wie auch jede Stadt von mehreren Personen gestaltet werden sollte.“ Dieser Barbereich bestand aus einer Champagner Bar mit geschwungenen Formen. Weiche Sitzgelegenheiten ergänzten feste Oberflächen, die zum Abstellen von Getränken und Esswaren oder zum Arbeiten dienten. Nebenan befand sich auf einer erhöhten Plattform eine Kaffeebar in einem industrielleren Look, die einen Überblick über die Messestände in der Umgebung bot.

Die ausgedehnte Champagner Bar an der May Design Series wurde von Studenten des Royal College of Art gestaltet. Bartresen und Tisch bestanden aus einer einzigen, fortlaufenden Form

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Die ausgedehnte Champagner Bar an der May Design Series wurde von Studenten des Royal College of Art gestaltet. Bartresen und Tisch bestanden aus einer einzigen, fortlaufenden Form

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Andrew Vaughan, Brand Director beim Messeorganisator UBM, gibt die Sieger des kbb LDN Innovation Awards bekannt

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Andrew Vaughan, Brand Director beim Messeorganisator UBM, gibt die Sieger des kbb LDN Innovation Awards bekannt

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Im Eingangsbereich der Ausstellung befand sich ein offene Zone mit farbigen Stühlen, umgeben von vier überdimensionierten Transportkisten, in denen eine Auswahl an Produkten von Europas wichtigsten Messeevents präsentiert wurde. Kuratiert wurden die einzelnen Container von führenden Branchenvertretern. Wer sich für die neuesten Trends vom europäischen Festland interessierte, erhielt hier einen aufschlussreichen Überblick. „Wir sind glücklich, dass wir dank der Hilfe der Designexperten, die für uns die einzelnen Containern kuratierten, eine sorgfältige Auswahl der herausragendsten Produktneuheiten dieses Jahres ausstellen konnten“, sagt Ola Bednarczuk, Web-Redaktorin bei DX, die das Installationsprojekt leitete. Architonic trug eine Selektion der besten Produkte von der imm cologne zusammen, die unter anderem Leuchten des Note Design Studios, Möbel von Thonet und innovative, dreidimensional gesteppte Textilien von Création Baumann enthielt.

An der DX FREIGHT wurden ausgewählte Produkte von den weltweit führenden Designmessen präsentiert. Architonic kuratierte den Container der imm cologne

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An der DX FREIGHT wurden ausgewählte Produkte von den weltweit führenden Designmessen präsentiert. Architonic kuratierte den Container der imm cologne

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Bjørn Jørund Blikstads Wandregal „Imeuble CI“ für By Corporation wurde an der DX FREIGHT im Kontainer aus Stockholm ausgestellt

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Bjørn Jørund Blikstads Wandregal „Imeuble CI“ für By Corporation wurde an der DX FREIGHT im Kontainer aus Stockholm ausgestellt

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Hinter der Installation der DX FREIGHT begann die Hauptausstellung, die in vier klar voneinander abgegrenzte Bezirke aufgeteilt war. Wer die Messe durchforschte, nahm sie als übersichtlichen und zusammenhängend wahr. Besuchern war es leicht möglich, sich auf einen spezifischen Bereich zu konzentrieren und Aussteller konnten gut mit ihren Zielgruppen interagieren. Grosse Marken beanspruchten für sich zwar die besten Ausstellungsplätze. Die maximale Standgrösse war jedoch limitiert. Dies trug dazu bei, dass ein familiäres Gemeinschaftsgefühl herrschte und die Kosten der Aussteller im Rahmen blieben. Dank einer umsichtigen Auswahl der Aussteller wirkte die Halle geräumig und entspannt – im Gegensatz zur erdrückenden Wiederholung des Immergleichen, das an vielen Messen ausgestellt wird. „An vielen Fachmessen zeigen zwanzig Unternehmen denselben Tisch zu unterschiedlichen Preisen. Leuten auf der Suche nach neuen Produkten entspricht dieses Ausstellungskonzept nicht“, hebt Andy Vaughan hervor. „Wir haben im Vorfeld mit Architekturbüros, Interior Designern und Produktscouts geredet und sie gefragt, was sie sehen möchten und uns dann ganz nach ihren Bedürfnissen gerichtet.“

Produkte von B.lux (oben) und ERCO (unten), die im Messebereich The ARC Show gezeigt wurden

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Produkte von B.lux (oben) und ERCO (unten), die im Messebereich The ARC Show gezeigt wurden

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Um die Möglichkeiten des Networkings während der Veranstaltung zu verbessern, wurden verschiedene Massnahmen ergriffen. Unter anderem stand am Beginn der The May Design Series ein Late-Night-Opening inklusive Live-Performances und Karim Rashid, der sein Talent als DJ unter Beweis stellen konnte. „Je mehr Leute man kennt, desto mehr Möglichkeiten eröffnen sich einem. Davon bin ich überzeugt. Es ist ein wichtiger Bestandteil jeder Fachmesse, dass sich Leute in einer entspannten Umgebung untereinander mischen können“, fügt Vaughan an. Die Schau wurde unterstützt durch die Society of British Interior Designers (SBID), deren Präsidentin und Gründerin, Angela Brady, die Bedeutung solcher Veranstaltungen für die Knüpfung beruflicher Kontakte hervorhebt. „Jeder, der die Schau besucht, ist aus der Branche und es wird oft vergessen, dass diese Leute alle beruflich Produkte herstellen oder verkaufen, um Gewinne zu erzielen. Obwohl die Präsentation von Design und Produkten im Vordergrund steht, geht es in der Schau, die man zu Geschäftszwecken besucht, auch immer um Marketing und dieser Aspekt ist sehr bedeutsam.“

Ligne Roset (oben) und PP Möbler (unten) waren zwei Marken aus dem Premiumbereich, die an der May Design Series präsent waren

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Ligne Roset (oben) und PP Möbler (unten) waren zwei Marken aus dem Premiumbereich, die an der May Design Series präsent waren

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Die Aussteller an der May Design Series deckten ein breites Spektrum ab: von Premiummarken aus dem Bereich Küche und Bad – etwa Roca und Baumatic – über Anbieter von architektonischer Beleuchtung wie ERCO bis hin zu kleineren Herstellern (darunter Invisible City, James UK und Studenten der London Metropolitan University). Ian Ashley, der Direktor der britischen Möbelmarke Hitch Mylius, war vom Gesamtkonzept und der Ausführung der Veranstaltung beeindruckt – „bis hin zur Art und Weise, wie der Teppich verlegt wurde“. Weiter erklärte er, dass die May Design Series ein anderes Publikum angezogen habe als andere Messen, an denen sie ebenfalls teilgenommen hätten. „Wir haben viele Projektentwickler und Retailer kennengelernt. An den anderen Schauen hingegen, treffen wir in der Regel vornehmlich auf Architekten und Designer, die bereits wissen, was wir machen.“

Der angesehene Hersteller Thonet hat an der May Design Series gezeigt, dass er sich Qualitätsprodukten verschrieben hat, die er von einer Reihe internationaler Premiummarken bezieht

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Der angesehene Hersteller Thonet hat an der May Design Series gezeigt, dass er sich Qualitätsprodukten verschrieben hat, die er von einer Reihe internationaler Premiummarken bezieht

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Auch das Vortragsprogramm, das sich über alle drei Veranstaltungstage hinwegzog, liess sich sehen. Vorgestellt wurden innovative Ideen aus dem Bereich der Innenarchitektur und darüber hinaus – etwa das Projekt einer Forschungsstation in der Antarktis (Hugh Broughton Architects) und ein Wohnkonzept auf dem Mars (Tomas Rousek von A-ETC). Der Höhepunkt war eine engagierte Rede des quirligen Karim Rashid, in der er die Designer dazu aufrief, neue digitale Technologien einzusetzen, um sich von übernommenen und veralteten Denkmustern zu befreien und eine „kinetische, sich weiterentwickelnde, vierdimensionale Welt zu erschaffen, in der die menschliche Erfahrung im Zentrum steht“.

Die Organisatoren der May Design Series haben bei der ersten Ausgabe der Veranstaltung bereits sehr vieles richtig gemacht: von der Auswahl der Aussteller über die starke visuelle Identität bis hin zum ausgezeichneten Vortragsprogramm und den durchdachten Massnahmen zur Optimierung des Messeerlebnisses. Das Resultat war eine lebendige Atmosphäre, die den Austausch zwischen den Ausstellern, Besuchern, Rednern und den Organisatoren förderte. Die vier Ausstellungsbereiche hatten alle einen gemeinsamen Fokus auf Qualität und Innovation. Die Gestaltung der Räumlichkeiten durch Ab Rogers überzeugte sowohl in ästhetischer als auch in funktionaler Hinsicht und machte die Orientierung auf dem Messeareal leicht. Insgesamt war es eine Veranstaltung, bei welcher die durchgeplante, übersichtliche Atmosphäre eines Showrooms mit dem Gewirr und der Geschäftigkeit einer Handelsmesse in vorbildlicher Weise kombiniert wurde. Es lohnt sich, diesen Termin in der Agenda zu notieren.

Die führenden Marken Poggenpohl (oben) und Dallmer (unten) entschieden sich für die May Design Series, um ihre Produkte einem engagierten Messepublikum vorstellen zu können

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Die führenden Marken Poggenpohl (oben) und Dallmer (unten) entschieden sich für die May Design Series, um ihre Produkte einem engagierten Messepublikum vorstellen zu können

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