Über 500 junge und aufstrebende Designer haben in den letzten zehn Jahren die [D3] Bühne für Design-Talente auf der Kölner Möbelmesse genutzt, um ihre Ideen in Form von Prototypen sowohl der Industrie als auch einem breiten Publikum zu präsentieren. Architonic wirft einen Blick auf die Erfolgsgeschichten dieser Ausstellung und macht sich Gedanken darüber, warum Aussteller und Besucher immer wieder kommen und noch mehr haben möchten

Zehn Jahre [D3] Design-Talente auf der imm Cologne. „Jedes Jahr war einzigartig", sagt Mark Majerus, Pressereferent der Köln Messe

Coming Up: Zum zehnten Mal [D3] Design-Talente auf der imm cologne | Aktuelles

Zehn Jahre [D3] Design-Talente auf der imm Cologne. „Jedes Jahr war einzigartig", sagt Mark Majerus, Pressereferent der Köln Messe

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Vor Mailand war Köln. Die Kölner Möbelmesse - imm cologne - öffnete ihre Türen zum ersten Mal im Jahr 1949, gut zehn Jahre vor ihrem italienischen Pendant. Aber jenseits der internationalen Top-Marken, die Jahr für Jahr ihr Lager bei der deutschen großen Top-Design-Show aufschlagen, war Köln auch bahnbrechend darin, jungen und aufstrebenden Designern eine Plattform zu bieten, um ihre Arbeiten in Eigenregie zu zeigen.

Januar 2013 findet die zehnte Ausgabe von [D3] Design Talents statt, dem in die Messe integrierten Event für junge Designer, der bis heute mehr als 500 Einzelpersonen und Universitäten aus der ganzen Welt die Möglichkeit gegeben hat, ihre konkret verwirklichten Ideen einer Öffentlichkeit vorzustellen, die sich auf Talentsuche befindet. Unterstützt vom Rat für Formgebung hat die [D3] Bühne eine beträchtliche Anzahl von etablierten Design-Namen gesehen, die darauf hofften, hier ein professionelles Profil für sich selbst zu schmieden. Benjamin Hubert, Tomas Alonso und Mathias Hahn sind nur drei der berühmten ehemaligen Kandidaten dieser Ausstellung.

[D3] Gewinner Harry Thaler und Jessica Hansson: 'Pressed Chair' (oben) und „Shadow Cabinet“ (unten), zurzeit von Moormann respektive Ligne Roset produziert

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[D3] Gewinner Harry Thaler und Jessica Hansson: 'Pressed Chair' (oben) und „Shadow Cabinet“ (unten), zurzeit von Moormann respektive Ligne Roset produziert

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Die entscheidende Komponente von [D3] ist der Wettbewerb selbst. Studenten oder bereits berufstätige Designer bis zu drei Jahre nach ihrem Abschluss sind eingeladen, sich für die Aufnahme in die Präsentation zu bewerben. Eine internationale Design-Jury mit Rang und Namen trifft dann die Auswahl. Im letzten Jahr gab es mehr als 800 kreative Hoffnungsträger, die ihre Ideen zur Prüfung vorlegten. „Ich habe davon vor allem von Freunden gehört, bevor ich mich zur Teilnahme entschloss", sagt Harry Thaler, der in London arbeitende Designer mit italienischen Wurzeln. Sein von 2D zu 3D 'Pressed Chair‘ beeindruckte auf der Messe 2011 so sehr, dass er sich mit dem schwedischen Designstudios AKKA den ersten Preis teilte. „Um ehrlich zu sein, das hatte ich nicht erwartet, da so viele gute Designer teilnahmen."

„Es ist genau die Begegnung zwischen experimentellem Design und den marktgerechten Angeboten der Möbelindustrie, die die Imm Cologne für so viele Menschen so attraktiv macht", sagt Markus Majerus, Pressereferent der Messe

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„Es ist genau die Begegnung zwischen experimentellem Design und den marktgerechten Angeboten der Möbelindustrie, die die Imm Cologne für so viele Menschen so attraktiv macht", sagt Markus Majerus, Pressereferent der Messe

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Das Schweizer Design-Duo Fries & Zumbühl nahm ebenfalls einen Anlauf und beantragte die Aufnahme in die Design-Präsentation ohne viel Hoffnung auf Erfolg. Das Wichtigste für sie war, auf dem „heiligen“ Kölner Gelände dabei zu sein. Sie sind schnell süchtig geworden. Zwei weitere Auftritte für Fries & Zumbühl bei [D3] führten dazu, dass ihr Edelstahl-Kleiderständer 'Häkeln' vom deutschen Hersteller Flötotto übernommen wurde (inzwischen wird er allerdings von Authentics hergestellt).

Das Interesse eines Herstellers und – noch wichtiger – des richtigen Herstellers zu wecken, der sich auf Talentsuche befindet, ist ohne Zweifel eine der wichtigsten Hoffnungen der Teilnehmer an [D3]. „Es ist eine echte Plattform für junge Designer, den Weg zur Industrie zu finden", sagt Kevin Fries. Laut Markus Majerus, Sprecher der Kölner Messe „ist es genau diese Begegnung zwischen Design-Experimenten und marktgerechten Angeboten der Möbelindustrie, der Kontrast zwischen den kommerziellen und den experimentellen Bestrebungen, die die imm Cologne für so viele Menschen so attraktiv macht." Besucher von [D3] werden durchschnittlich mit 30 Objekten im Bereich Möbel, Beleuchtung und anderen Prototypen konfrontiert und natürlich mit deren Schöpfern, die bereitstehen, um mit ihrem internationalen Publikum über das zu sprechen, was es zu sehen gibt. Konzepte, Materialien, Konstruktionen. Begeisterte Kommentare sind hier keine Mangelware.

Vom [D3] Prototyp zum fertigen Produkt: 'Lingor' Leuchten von Mark Braun (oben, produziert von Authentics); 'Make/Shift' Regalsystem von Peter Marigold (Mitte, produziert von Movisi); 'Wooden Carpet' von Elisa Strozyk (unten; produziert von böwer)

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Vom [D3] Prototyp zum fertigen Produkt: 'Lingor' Leuchten von Mark Braun (oben, produziert von Authentics); 'Make/Shift' Regalsystem von Peter Marigold (Mitte, produziert von Movisi); 'Wooden Carpet' von Elisa Strozyk (unten; produziert von böwer)

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Für einige ist es fast eine Art professionelles Aufnahmeritual. „Es war auf jeden Fall schön, zum ersten Mal Menschen aus der Welt des Designs kennenzulernen", erklärt Enrico Fratesi, eine Hälfte des Kopenhagener Designbüros Gam Fratesi, Teilnehmer im Jahr 2006. Nach [D3] haben die beiden für namhafte Marken wie Ligne Roset und Gubi gearbeitet. Aber es wäre unrealistisch, ja geradezu töricht, zu erwarten, dass ein Auftritt bei [D3] automatisch einen Vertrag mit einem Hersteller garantiert. Talent spielt natürlich eine Rolle, aber so auch Design-Trends und natürlich der Markt. Und manchmal auch Glück.

Was [D3] allerdings bietet, ist eine ausgezeichnete Chance für die Aussteller, Ihre Ideen an einem kritischen Publikum zu testen. 'Gutes und professionelles Feedback' – so beschreibt Harry Thaler das, was es hier gibt, da Hersteller und Journalisten durchaus heftige Kritik an den hier präsentierten Werken bieten. Aber es gibt noch ein anderes kritisches Publikum, dessen Reaktion von unschätzbarem Wert ist: andere Designer. Der Dialog zwischen Kollegen, den die Messe ermöglicht, bietet nicht nur gegenseitige kritische Kommentare sondern auch allgemeine Ratschläge. Dies ist ein wesentlicher Bestandteil der Motivation, hieran teilzunehmen. Und das macht [D3] so wichtig. Es ist keine glänzende Präsentation der Fertigprodukte (bedenken Sie, dass es sich um Prototypen handelt), sondern eher ein Labor, in dem sich gute Ideen, wenn auch in zubereiteter Form bewähren müssen.

'Prater' Stuhl von Marco Dessi (oben, produziert von Richard Lampert); 'Meran' Stuhl von Alexander Gufler (Mitte, produziert von TON); 'Stuhlhockerbank' von Fehling & Peiz (unten; produziert unter dem eigenem Label)

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'Prater' Stuhl von Marco Dessi (oben, produziert von Richard Lampert); 'Meran' Stuhl von Alexander Gufler (Mitte, produziert von TON); 'Stuhlhockerbank' von Fehling & Peiz (unten; produziert unter dem eigenem Label)

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Gut zubereitet ist auch die Gestaltung der gesamten Veranstaltung. Thaler, GamFratesi und Fries & Zumbühl heben allesamt hervor, wie gut [D3] organisiert ist. Kevin Fries deutet darauf hin, dass dies wegen der Beteiligung des Deutschen Rats für Formgebung sein könnte. „Der Stand ist wirklich toll und schön gemacht", fügt er hinzu, „und die Kataloge und das Pressematerial sind perfekt." Also, ein rundum zufriedener Kunde. Markus Majerus verweist darauf, dass die 'imm cologne‘ alle Kosten für Transport, Reise und Unterkunft für die Woche der Messe trägt. Daher sehen sich alle Teilnehmer der Ausstellung bereits als Sieger."

Aber über die Professionalität hinaus, mit der diese jährliche Ausstellung organisiert ist, hat [D3] sich bemüht, ein dauerhaftes Vermächtnis für sich selbst zu schaffen: mit einer online-Datenbank können alle, die in den letzten zehn Jahren Teilnehmer waren, nach Jahreszahl oder Produktkategorie gefunden werden. (Link am Ende dieses Artikels.) Die [D3] Alumni Microsite bietet ihren Besuchern die Möglichkeit, die wechselnde Topographie des Ereignisses im Laufe der Zeit zu erfahren und gleichzeitig Inspiration für eine neue Generation von jungen Designern.

'HÄKELN' von Fries & Zumbühl (oben, produziert von Authentics); 'Serpentine' von Jörg Höltje (Studio Hausen) (unten; produziert von Ligne Roset)

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'HÄKELN' von Fries & Zumbühl (oben, produziert von Authentics); 'Serpentine' von Jörg Höltje (Studio Hausen) (unten; produziert von Ligne Roset)

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Im Zeitalter des Design-Blogs, in dem jeder seine Arbeit einem globalen Publikum präsentieren kann, ist der Bedarf an analogen Echtzeitplattformen immer wichtiger geworden. Hier werden neue Design-Talente nach den strengen Auswahlkriterien von [D3] zusammengebracht und die gegenseitige Inspiration ermöglicht. Also freuen wir uns auf weitere zehn Ausgaben der Kölner Messe für junge Designer. Möge sie nie alt werden!

'Bloom' von Hiroshi Kawano (produziert von Ligne Roset)

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'Bloom' von Hiroshi Kawano (produziert von Ligne Roset)

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