Im Jahr 1800 ereignete sich in Linz ein Großbrand, dem der Südflügel des Linzer Schlosses zum Opfer fiel. Das Schloss am Berg zwischen Altstadt und Donau verlor seine stadtseitige Ansicht und damit auch an Präsenz im Stadtgefüge. Seit 1965 ist in den Räumlichkeiten des Schlosses das oberösterreichische Landesmuseum untergebracht, dessen Bedarf an zusätzlichen und vor allem großflächigen Ausstellungsbereichen zur Neuerrichtung des Südflügels führte.

Die Architektur des neuen Südflügels beruht auf zwei grundlegenden Strategien: die fehlende Seite zu ergänzen, ohne den Museumshof vollständig zu schließen und die besondere Qualität der Lage über der Stadt als öffentlicher, jederzeit und kostenlos zugänglicher Ort zu erhalten.
Dies wird durch eine horizontale Schichtung erreicht, deren zentrale Ebene ein transparentes, zur Hälfte offenes Geschoß bildet. Auf der Höhe der alten Mauerkante entsteht so ein Platz über der Stadt, über den man die Foyerbereiche, Museumsshop und das Restaurant betritt.
Im Gegensatz zur maximalen Offenheit des Erdgeschoßes bildet der darüber liegende Baukörper einen metallisch schimmernden, fensterlosen Riegel, der von der aus Stadt gesehen über der massiven Befestigungsmauer schwebt. Die Konstruktion als raumhohes Stahlfachwerk erlaubt große Spannweiten und eine Auskragung von 30m über dem Haupteingang. Die gesamte Brückenkonstruktion des Obergeschoßes liegt auf drei Stahlbetonkernen auf, die als Serviceelemente das gesamte Gebäude vertikal erschließen.
Hier befinden sich der Veranstaltungssaal und vor allem die permanente Technikausstellung. Nicht zuletzt verweist die Stahlkonstruktion und der Einsatz der Materialien auf die Bedeutung von Linz als Industrie- und Stahlstadt und setzt zur Stadt ein Zeichen der neuen Ausrichtung der Museumsinhalte.
Die Außenkontur des Baukörpers folgt in ganzer Länge der Kontur der Befestigungsmauer und bildet dadurch das Volumen des historischen Südflügels ab. Zum Innenhof hin entsteht durch die Neigung und Knickung der Fassaden ein Bruch zur klaren Symmetrie der alten Schlossflügel. Die unterschiedlichen Niveaus der beiden ehemals getrennten Hofbereiche wurden durch eine geneigte Ebene ersetzt, die mit dem zurückweichenden Baukörper eine zusammenhängende Topografie bildet.

Hinter der Befestigungsmauer befinden sich in drei unterirdischen Geschoßen jene Ausstellungsflächen, die aus konservatorischen Gründen möglichst stabiles Klima und kein Tageslicht aufweisen sollten, sowie die Werkstätten und Technikräume. Eine hofseitig verglaste Treppenanlage bezieht den Hofbereich ins Museum ein und bildet einen zusammenhängenden Raum über 4 Ebenen, der die tatsächliche Höhe des zur Hälfte unterirdischen Gebäudes sichtbar macht. Die geneigten Außenwände setzen sich unter der Erde als überhängende Betonwand entlang der Treppen fort.

Der Neubau dockt auf allen Ebenen an die Seitenflügel des bestehenden Schlosses an, durch eine Verbindungsbrücke und einen unterirdischen Gang auch an den Mitteltrakt. Dadurch konnte die vollständige Zirkulation auf allen Ebenen wiederhergestellt werden, die seit der Zerstörung des alten Südflügels unterbrochen war.

LIG (Gesellschaft des Landes Oberösterreich)

Architektur-/Generalplanung (planning/architect-engineer): HoG architektur ZT GmbH (Martin Emmerer, Clemens Luser, Hansjörg Luser)
Projektteam Architektur (contributors of project): Robert Clerici, Lukas Negenborn, Ingomar Findenig, Werner Bauernfeind

Statik (structural consultant): DI Johann Birner, Graz
Haustechnik&Elektro (building&electric services): TB Köstenbauer&Sixl, Unterpremstätten / Graz
Ausstellungsgestaltung (planning exhibition): argeMarie - miedl.schilcher.steger, Linz
Lichtplanung (planning light): conceptlicht, Mils/Innsbruck
Bauphysik&Akustik (building physics&acoustics): Rosenfelder&Höfler, Graz
Brandschutz (fire prevention): Brandsicher - Bernhard Haister, Raaba / Graz